29
Mai
2010

"Wo ist der Chinese?"

Noch ein Ausflug: Wer denkt, man kann auf einer Tour nach Neuschwanstein nichts Neues mehr erleben, der irrt sich. Wir hatten vorgestern die Gelegenheit, als Begleiter einer italienischen Jugendgruppe aus Bari in einem Bus mitzufahren – völlig kostenlos, wofür wir Frau Müller, der Leiterin von Analyns Schule, sehr dankbar sind.
S_alphorn
Ein typischer Tag in Schwangau...
Mit Jugendlichen – sie waren meist etwa 14 Jahre alt, unterwegs zu sein, macht richtig Spaß: Es wurde viel gesungen und gelacht. Vom lustigen Geschwätz war nicht viel zu verstehen – das Italienisch aus Apulien klingt doch etwas anders als das, woran ich mich nach mehreren Besuchen in Mailand gewöhnt habe.
Es war nicht besonders heiß an diesem Tag, so dass der Weg vom Parkplatz zum Schloss Neuschwanstein fast mühelos zu Fuß zu bewältigen war – unangenehm waren die vielen Autos, die trotz der Sperrung des Wegs bergauf fuhren, und zahlreiche Pferdekutschen, deren Zugtiere zu bedauern waren (unterwegs wurde sogar ein Pferd ausgewechselt, weil es schlapp machte). Die Gruppe der "Kinder" zog sich immer weiter auseinander, aber oben am Berg gab es Andenkenstände, so dass man sicher sein konnte, sie dort alle wieder auf einen Haufen hatte. Nett anzusehen, wie viele von ihnen sich in diesem Alter schon zu verliebten Pärchen zusammengefunden hatten.
wasserfall

Was es bedeutet, wenn eine heißblütige italienische Lehrerin schimpft, konnten wir dann live erleben, als einer der Schüler am Andenkenstand einen Flaschenöffner klaute und erwischt wurde. Nicht nur ein Donnerwetter, sondern ein Vulkanausbruch mit Blitzen und Lava. Ich bekam so viel mit, dass die Schüler sich hier als Botschafter ihres Landes fühlen sollten, was den Diebstahl dann besonders verwerflich machte, und die Verkäuferin fuchtelte mit "50 Euro Strafe oder die Polizei"-Schildern in verschiedenen Sprachen durch die Luft, bis sie sich für das italienische entschied. Um die Sache abzukürzen, legte die Lehrerin das Geld aus und verschob offenbar jede weitere Diskussion auf den Abend.
Es reiste auch ein junger Burmese und ein Chinese mit, und gerade dieser hatte einen Hang zur Individualisierung – immer wieder war er verschwunden, ohne jemandem einen Hinweis zu geben und ständig musste er gesucht werden, damit er sich nicht verirrte und die Führung und die Rückfahrt nicht verpasste. Stets hielt irgendwer nach ihm Ausschau, und die Frage "Wo ist der Chinese" wurde zum Standardspruch des Tages.
Die Führung im schloss war enttäuschend, und ich bezweifle, dass die italienischen Kids überhaupt davon etwas hatten. Ich kenne ja frühere Führungen, und ich weiß, hier wurde abgekürzt und schludrig informiert. Nach einer halben Stunde waren wir im hauseigenen Souvenirladen, und der allgemeine Kaufrausch riss sogar mich mit – meine Frau wurde mit einem weißen Plüschschwan bedacht.
drehleier
Nach einem Abstecher zur Marienbrücke, wo ein Drehleierspieler für passende Hintergrundmusik sorgte, hatten alle rund zwei Stunden frei – Zeit, um eine Currywurst zu essen (mit Schorle weiß-sauer dazu) und umherzuschauen. Es waren eine Menge Japaner, Thailänder und Chinesen da, und als wir an den Alpsee kamen, fanden wir Scharen japanischer Brautpaare, die sich hier das Jawort gegeben hatten – vor einem in blauer Gala-Uniform steckenden Königs-Imitat. Tauben wurden aus einem Käfig freigelassen, Kinder staunten, Alphörner wurden geblasen. Der Gipfel der Edelromantik! Gerade ältere Zufallsgäste hatten oft Tränen der Rührung in den Augen.
brautp3
Es war wie im Märchen - Neuschwanstein pur. "We have that in Disneyland since long", wie ein Amerikaner dazu sagte.
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