Was heißt eigentlich Gastfreundschaft?
Wir kommen gerade aus Paris zurück, wo wir trotz des Regens ein paar großartige Stunden verbracht haben (ein Bericht ist in Vorbereitung und kommt in den nächsten Tagen), und sind heute nach Schwabmünchen gefahren, um dort mit einem guten Freund eine kleine, preiswerte Wohnung anzusehen. Es war eine Art "Altenteil", ziemlich außerhalb der Welt, aber schnuckelig auf den ersten Blick und groß genug für uns und unsere Möbel. Die Frau, mit der wir verabredet waren, war nicht da, und ich rief sie auf dem Handy an. Die Wohnung war schon vermietet, und deshalb hielt sie es wohl nicht mehr für nötig, zu kommen. Dafür waren wir 30km angereist! Ärgerlich, zumal wir das Angebot eines Freundes angenommen hatten, uns zu fahren.
Frustriert, und um ein wenig über andere Pläne zu diskutieren, beschlossen wir, ein Bier trinken zu gehen. Nicht länger als eine halbe Stunde. An unserem Rückweg lag der "Berghof" in Augsburg-Göggingen. Ich hatte dort vor vier Jahren mal zwei Schriftsteller-Treffen veranstaltet (es gibt dort einen schönen runden Tisch in einem Erker) und bin auch mit Freunden im Sommer gelegentlich dort im Biergarten gewesen (obwohl mich an kühlen Abenden die erderwärmenden "Heizpilze" schon gewaltig genervt haben), aber heute war ich das letzte Mal da.
Wir kamen herein, die Gaststube war leer (abgesehen von dem bunt zusammengewürfelten Firlefanz, der, wie in vielen Gaststätten üblich, von der Decke baumelte) und einem weiblichen Gast im Nebenraum. Es war viertel vor sechs.
Wir wurden sofort von einer Kellnerin aufgehalten, und damit sie sich nicht erst große Mühe machte, um uns zu platzieren, sagten wir, wir kämen nur für eine halbe Stunde, um ein Bier zu trinken. Na, da war plötzlich alles reserviert! Sie war aber so gnädig, uns einen Tisch in der Raummitte zuzuweisen – sehr ungemütlich, in einer leeren Gaststube. Ich sagte, ich zöge es vor, eine Wand im Rücken zu haben, und es sei doch nur für eine halbe Stunde. Ziemlich pampig sagte sie dann: "Na, dann setzen Sie sich halt da hin." Noch während wir uns setzten, bestellten wir zwei Bier, die gleich darauf von einem Kellner mit knöchellanger Schürze gebracht wurden (wir verzichteten darauf, die Einhaltung des Eichstrichs zu beanspruchen), und als in diesem Moment Analyn von der Toilette kam, wurde sie knapp gefragt: "Wollen Sie auch was?" Sichtlich erschrocken bestellte sie ein Wasser.
Als dieses gebracht war, stellten wir bei einem Rundblick fest, dass die Reservierungen an unserem und den Nachbartischen allesamt ab 19.30 Uhr lagen. Warum konnte man uns also erst auf unser Beharren einen anderen als den winzigen Katzentisch in der Raummitte zuweisen?
Weiß der Inhaber, dass sein Personal die Tische von Dienstbeginn an rund zweieinhalb Stunden unbenutzt hält? Und dass das Personal mit einem herablassenden Tonfall Gäste vergrault? Mich sieht man da nicht wieder.
Es gibt einen Essay von Henry David Thoreau mit dem Titel "The Landlord" (was nicht "Vermieter" heißt, sondern in diesem Fall "Gastgeber").
"Nowadays the host does not admit you to his hearth, but has got the mason to build one for yourself somewhere in his alley, and hospitality is the art of keeping you at the greatest distance."Aha. Heute hält der Gastgeber seinen Gast so weit wie möglich von sich fern – schrieb Thoreau schon vor über hundert Jahren. Dabei ist er vermutlich nie im "Berghof" gewesen.
Was lernen wir daraus?
Frustriert, und um ein wenig über andere Pläne zu diskutieren, beschlossen wir, ein Bier trinken zu gehen. Nicht länger als eine halbe Stunde. An unserem Rückweg lag der "Berghof" in Augsburg-Göggingen. Ich hatte dort vor vier Jahren mal zwei Schriftsteller-Treffen veranstaltet (es gibt dort einen schönen runden Tisch in einem Erker) und bin auch mit Freunden im Sommer gelegentlich dort im Biergarten gewesen (obwohl mich an kühlen Abenden die erderwärmenden "Heizpilze" schon gewaltig genervt haben), aber heute war ich das letzte Mal da.
Wir kamen herein, die Gaststube war leer (abgesehen von dem bunt zusammengewürfelten Firlefanz, der, wie in vielen Gaststätten üblich, von der Decke baumelte) und einem weiblichen Gast im Nebenraum. Es war viertel vor sechs.
Wir wurden sofort von einer Kellnerin aufgehalten, und damit sie sich nicht erst große Mühe machte, um uns zu platzieren, sagten wir, wir kämen nur für eine halbe Stunde, um ein Bier zu trinken. Na, da war plötzlich alles reserviert! Sie war aber so gnädig, uns einen Tisch in der Raummitte zuzuweisen – sehr ungemütlich, in einer leeren Gaststube. Ich sagte, ich zöge es vor, eine Wand im Rücken zu haben, und es sei doch nur für eine halbe Stunde. Ziemlich pampig sagte sie dann: "Na, dann setzen Sie sich halt da hin." Noch während wir uns setzten, bestellten wir zwei Bier, die gleich darauf von einem Kellner mit knöchellanger Schürze gebracht wurden (wir verzichteten darauf, die Einhaltung des Eichstrichs zu beanspruchen), und als in diesem Moment Analyn von der Toilette kam, wurde sie knapp gefragt: "Wollen Sie auch was?" Sichtlich erschrocken bestellte sie ein Wasser.
Als dieses gebracht war, stellten wir bei einem Rundblick fest, dass die Reservierungen an unserem und den Nachbartischen allesamt ab 19.30 Uhr lagen. Warum konnte man uns also erst auf unser Beharren einen anderen als den winzigen Katzentisch in der Raummitte zuweisen?
Weiß der Inhaber, dass sein Personal die Tische von Dienstbeginn an rund zweieinhalb Stunden unbenutzt hält? Und dass das Personal mit einem herablassenden Tonfall Gäste vergrault? Mich sieht man da nicht wieder.
Es gibt einen Essay von Henry David Thoreau mit dem Titel "The Landlord" (was nicht "Vermieter" heißt, sondern in diesem Fall "Gastgeber").
"Nowadays the host does not admit you to his hearth, but has got the mason to build one for yourself somewhere in his alley, and hospitality is the art of keeping you at the greatest distance."Aha. Heute hält der Gastgeber seinen Gast so weit wie möglich von sich fern – schrieb Thoreau schon vor über hundert Jahren. Dabei ist er vermutlich nie im "Berghof" gewesen.
Was lernen wir daraus?
buecherdidi - 2. Nov, 22:42